Sitis Mundi / Der Durst der Welt
2006

Schlosspark Hellbrunn, Salzburg
11 Trinkhalme á 5,5 m, PVC Rohr in Betonsockel
gesponsert von REHAU

 

Hellbrunn ist einer jener magischen Orte, an denen sich die vier klassischen Elemente verehelichen, zumindest war das noch vor zwanzig Jahren so, als das Feuerwerk zum künstlerischen Sommerfest dieser einmaligen Parklandschaft gehörte. Auch wenn heute die Spiegelungen der farbigen Lichtgarben in den Wasserparterres ausbleiben, ist der Zauber dieses raffiniert  inszenierten Natur-Gesamtkunstwerkes unbeschädigt.

Der artifiziell hochgezüchtete fürsterzbischöfliche Lustort ist eine äußerst ambivalente Herausforderung für jeden Land-Artisten. Große Erdbewegungen und allzu markante Eingriffe in die subtile Kunstlandschaft verbieten sich von selbst, was Bulldozzer-Charaktere abschrecken mag. Hier kann und darf einfach nicht kräftig umgerührt werden. Andererseits zwingt der feine Rahmen der historischen Landschafts- und Architekturregie zu einem sublimen Dialog mit dem Vorhandenen und in der Zwischenzeit hat man schon einige Projekte erlebt, die ästhetisch feinfühlig, sogar humorvoll das Inhaltliche, besser gesagt, den Stimmungsgehalt dieses Areals kommentiert und interpretiert haben.

 

… "Sitis Mundi" ist dieses zarte, schilfartige Schwanken und Erinnern an den immer quälender werdenden Durst der außeralpinen Welt benannt. Wasser ist bald eine der kostbarsten Ressourcen überhaupt. Künftige Kriege werden nicht mehr um Erdöl, sondern um Wasserreserven geführt, heißt es. Das ist eine Assoziationsrichtung dieser Arbeit. Aber es bieten sich noch viele andere Nachbilder an - genussvolle, lustvolle, frivole und ironische. Gerlinde Thumas "Strohhalme" spielen auch geschickt mit dem Parallelphänomen der dünnen Wasserstrahlen, die gleich daneben barocke Nackedeis ins Becken schicken. Der italienische Manierismus, beziehungsweise das Frühbarock liebten die Zerteilung des machtvoll rauschenden Elements in kleine, glitzernde, ornamentale Flüsschen.

Anton Gugg

Foto: Chaulin
Foto: Chaulin